Warum
die Berge weiß sind? Nein, geschneit hat es nicht mehr (zum Glück). Der
Frühling steckt dahinter. Er ist einfach überall – wir sind umzingelt. Unser
Dorf liegt in einem Tal, um das sich kleine Hügelketten aufgereiht haben, die
hier noch weiß, dort schon grün schimmern. Während meiner Abwesenheit haben
Thalia und eine Wwooferin gute Arbeit geleistet – die Keimlinge in unserem
Garten wachsen und gedeihen. Bewusst wähle ich die Worte „unser Garten“, es
handelt sich nämlich wirklich um unseren eigenen, privaten Garten. Wir waren
die Nachfragen und das Bevormundetwerden leid und so haben wir entschieden, die
Fläche vor dem Haus eines Bekannten zu bewirtschaften. Das Beste ist: es darf
experimentiert werden! Wir verzichten auf die Anlage von Beeten und setzen
stattdessen auf das Säen in Reihen (mit je 70cm Abstand). So kann ein
Esel-Zuggerät zum Jäten eingesetzt werden und die Pflanzen sind einfach zu
erreichen. Auch ist die Fläche kleiner, die tatsächlich bearbeitet werden muss.
Die verwendeten Samen sind teilweise drei oder mehr Jahre alt und wurden mit
neueren vermischt, um einerseits sparsam vorzugehen, andererseits wird so ein
gewisser Ertrag sichergestellt. Doch neben diesem Garten bewirtschaften wir nun
auch noch einen dritten. Es handelt sich um eine experimentelle Versuchsfläche
vor Davids Haus. Dort wurde schon im vergangen Jahr erfolgreich Projekt
initiiert. Gemeinsam mit Frauen aus dem Dorf hat man Calendula angebaut und für
den Verkauf präpariert. Nun soll die Produktpalette erweitert werden und zu
diesem Zweck möchte man herausfinden, welche Pflanzen in diesem Klima gut
gedeihen. In dieser Woche haben wir mit dem Anbau von Kamille begonnen, bald
schon folgt die Malve. Drei Gärten, zwei Gärtnerinnen – ob wir uns da mal nicht
zu viel vorgenommen haben.
Samstag, 29. März 2014
Als der Wald brannt‘
Diese
Szene hätte aus einem Film stammen können; Thalia und ich auf Fahrrädern
sitzend (Fahrräder, eine Seltenheit; Mädchen auf Fahrrädern, extremer
Seltenheitswert) – die Arme ausgestreckt – das blaue Kleid mit den weißen
Punkten flattert im Wind (auf dem Fahrrad ist das eher unvorteilhaft) – im Dorf
ist es still – Wetterumschwung – vorbeifahrendes Feuerwehrauto (das erste, das
wir hier je sahen) – Blicke in Richtung des Waldrands – Waldbrand. Meine Wangen
glühen, auch dort hat es schon gebrannt, gestern als die Sommerklamotten
hervorgekramt wurden. Noch etwas brennt – es ist der Bienenstich an meinem Arm.
Im Herzen macht sich auch ein kleiner Schmerz breit. Es ist die Tatsache, dass
wir nach einem halben Jahr in diesem Land die Sprache noch nicht im
Entferntesten beherrschen. Tagsüber umgeben von Europäern, kein
Georgisch-Unterricht und ein Mangel an Energie nach einem anstrengenden Tag im
Garten – das alles zieht nun nicht mehr. Wir müssen, weil wir wollen. Und wir
wollen es immer mehr. Warum sind wir nicht schon eher auf die Idee gekommen, in
der Schule des benachbarten Dorfs nachzufragen, ob dort ein Englisch-Lehrer
etwas Zeit für uns zwei hat? Das weiß keiner, doch das ist nun auch nicht mehr
wichtig. Kalebis mußußi (Schürzenjäger) und alubali
(Sauerkirsche) – unser Wortschatz wird reicher, doch es liegt noch ein
gutes Stück Arbeit vor uns.
Dienstag, 18. März 2014
Samstag, 8. März 2014
Heimatluft
Mittlerweile dürfte es sich wohl herumgesprochen haben, dass ich meiner Heimat im Moment einen kurzen Besuch abstatte. Die vergangene Woche war sehr schön, doch ging sie nicht spurlos an mir vorbei. Ein voller Terminkalender - vollgepackt mit herrlichen Momenten und tollen Begegnungen. Die Gesundheit bleibt dabei schon einmal auf der Strecke. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag geht es zurück - direkt zum Zwischenseminar. Es ist nämlich Halbzeit. Zeit, vielleicht einen Neustart zu wagen.
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