Samstag, 29. März 2014

Grüne Wiesen, weiße Berge und so viel Arbeit

Warum die Berge weiß sind? Nein, geschneit hat es nicht mehr (zum Glück). Der Frühling steckt dahinter. Er ist einfach überall – wir sind umzingelt. Unser Dorf liegt in einem Tal, um das sich kleine Hügelketten aufgereiht haben, die hier noch weiß, dort schon grün schimmern. Während meiner Abwesenheit haben Thalia und eine Wwooferin gute Arbeit geleistet – die Keimlinge in unserem Garten wachsen und gedeihen. Bewusst wähle ich die Worte „unser Garten“, es handelt sich nämlich wirklich um unseren eigenen, privaten Garten. Wir waren die Nachfragen und das Bevormundetwerden leid und so haben wir entschieden, die Fläche vor dem Haus eines Bekannten zu bewirtschaften. Das Beste ist: es darf experimentiert werden! Wir verzichten auf die Anlage von Beeten und setzen stattdessen auf das Säen in Reihen (mit je 70cm Abstand). So kann ein Esel-Zuggerät zum Jäten eingesetzt werden und die Pflanzen sind einfach zu erreichen. Auch ist die Fläche kleiner, die tatsächlich bearbeitet werden muss. Die verwendeten Samen sind teilweise drei oder mehr Jahre alt und wurden mit neueren vermischt, um einerseits sparsam vorzugehen, andererseits wird so ein gewisser Ertrag sichergestellt. Doch neben diesem Garten bewirtschaften wir nun auch noch einen dritten. Es handelt sich um eine experimentelle Versuchsfläche vor Davids Haus. Dort wurde schon im vergangen Jahr erfolgreich Projekt initiiert. Gemeinsam mit Frauen aus dem Dorf hat man Calendula angebaut und für den Verkauf präpariert. Nun soll die Produktpalette erweitert werden und zu diesem Zweck möchte man herausfinden, welche Pflanzen in diesem Klima gut gedeihen. In dieser Woche haben wir mit dem Anbau von Kamille begonnen, bald schon folgt die Malve. Drei Gärten, zwei Gärtnerinnen – ob wir uns da mal nicht zu viel vorgenommen haben.      

Als der Wald brannt‘

Diese Szene hätte aus einem Film stammen können; Thalia und ich auf Fahrrädern sitzend (Fahrräder, eine Seltenheit; Mädchen auf Fahrrädern, extremer Seltenheitswert) – die Arme ausgestreckt – das blaue Kleid mit den weißen Punkten flattert im Wind (auf dem Fahrrad ist das eher unvorteilhaft) – im Dorf ist es still – Wetterumschwung – vorbeifahrendes Feuerwehrauto (das erste, das wir hier je sahen) – Blicke in Richtung des Waldrands – Waldbrand. Meine Wangen glühen, auch dort hat es schon gebrannt, gestern als die Sommerklamotten hervorgekramt wurden. Noch etwas brennt – es ist der Bienenstich an meinem Arm. Im Herzen macht sich auch ein kleiner Schmerz breit. Es ist die Tatsache, dass wir nach einem halben Jahr in diesem Land die Sprache noch nicht im Entferntesten beherrschen. Tagsüber umgeben von Europäern, kein Georgisch-Unterricht und ein Mangel an Energie nach einem anstrengenden Tag im Garten – das alles zieht nun nicht mehr. Wir müssen, weil wir wollen. Und wir wollen es immer mehr. Warum sind wir nicht schon eher auf die Idee gekommen, in der Schule des benachbarten Dorfs nachzufragen, ob dort ein Englisch-Lehrer etwas Zeit für uns zwei hat? Das weiß keiner, doch das ist nun auch nicht mehr wichtig. Kalebis mußußi (Schürzenjäger) und alubali (Sauerkirsche) – unser Wortschatz wird reicher, doch es liegt noch ein gutes Stück Arbeit vor uns.

Samstag, 8. März 2014

Heimatluft

Mittlerweile dürfte es sich wohl herumgesprochen haben, dass ich meiner Heimat im Moment einen kurzen Besuch abstatte. Die vergangene Woche war sehr schön, doch ging sie nicht spurlos an mir vorbei. Ein voller Terminkalender - vollgepackt mit herrlichen Momenten und tollen Begegnungen. Die Gesundheit bleibt dabei schon einmal auf der Strecke. In der Nacht von Donnerstag auf Freitag geht es zurück - direkt zum Zwischenseminar. Es ist nämlich Halbzeit. Zeit, vielleicht einen Neustart zu wagen.